Wenn Liebe zur emotionalen Vollzeitstelle wird – und was Paare tun können, um das zu ändern

Emotionale Arbeit in Beziehungen – eine spezielle Form des Mental Load (unsichtbare Arbeit)

Als Paartherapeutin und Psychologin beschäftige ich mich täglich mit den Herausforderungen, denen Paare in ihren Beziehungen gegenüberstehen. Ein Thema, das dabei immer wieder zur Sprache kommt, ist die sogenannte „emotionale Arbeit“.

In meinem Artikel „Warum Frauen in Paarbeziehungen schneller ausbrennen“ (erschienen im Mai 2024 bei BuzzFeed News Deutschland und der Frankfurter Rundschau) habe ich bereits aufgezeigt, dass besonders Frauen in heterosexuellen Beziehungen oft einen Großteil dieser unsichtbaren Arbeit leisten.

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Dieser Artikel hier dient als Einführung in das Thema „emotionale Arbeit – Mental Load in der Partnerschaft“.
Ein Zeitungsbericht kann immer nur anreißen – hier auf dem Blog möchte ich weitergehen, tiefer eintauchen, ergänzen, erklären.

Denn emotionale Arbeit ist nicht nur ein Begriff – sie ist etwas, das viele Paare täglich (oft unbewusst) erleben. Und sie ist einer der häufigsten Gründe für stille Überforderung, Ungleichgewicht und das Gefühl, innerlich auszubrennen.

💡 Wie fühlt sich emotionale Arbeit konkret an? Woran erkennst Du, dass Du vielleicht (zu) viel davon trägst – und wie könnt ihr als Paar wieder in ein besseres Gleichgewicht finden?

Genau darum geht es im nächsten Teil:

Wenn Beziehung einseitig wird: Erste Schritte raus aus dem Ungleichgewicht!

In einer Beziehung gibt es keine Stechuhr. Kein „Ich hab diese Woche schon 12 emotionale Stunden gemacht – jetzt bist Du dran.“ Trotzdem erleben viele Paare eine unausgesprochene Schieflage: Eine Person übernimmt mehr – nicht nur im Haushalt oder beim Planen von Terminen, sondern auch beim Kümmern, Fühlen, Denken für zwei.

Das nennt man emotionale Arbeit. Und oft läuft sie so unauffällig wie ein Kühlschrank: konstant, leise brummend – bis er plötzlich vereist ist.

Paar spricht miteinander, beim Kaffeetrinken.

Was ist emotionale Arbeit - und warum ist sie oft unischtbar?

Emotionale Arbeit meint das Kümmern um das emotionale Klima in einer Beziehung: Gespräche initiieren, Gefühle erspüren, Konflikte deeskalieren, Verbindungen pflegen. Stell Dir vor, Eure Beziehung ist ein Garten: Jemand gießt regelmäßig, jätet Unkraut, achtet auf Licht und Schatten. Nur sieht man das nicht auf den ersten Blick – bis die Pflanzen ohne Pflege langsam welken. Diese Form der Arbeit passiert oft leise. Sie hat keine Checkliste, keinen Applaus, aber enorme Wirkung: Sie hält Beziehungen warm, nah und lebendig. Und genau deshalb fällt es oft erst spät auf, wenn sie ungleich verteilt ist.

Warum tragen Frauen das oft häufiger - aber nicht immer?

Statistisch gesehen übernehmen Frauen häufiger emotionale Verantwortung. Das hat kulturelle Gründe – viele lernen früh, empathisch zu sein, Bedürfnisse anderer zu erkennen, zwischen den Zeilen zu lesen. Männer hingegen werden oft dazu ermutigt, stark, rational und lösungsorientiert zu handeln – was emotionaler Offenheit manchmal im Weg steht. Aber das ist keine Schuldfrage, sondern eine Frage von Prägung und Rollenverständnis.

Die gute Nachricht: Das lässt sich verändern – gemeinsam.

Ein Paar, das sich unterhält, mit einer Frau, die aktiv zuhört

Wie zeigt sich emotionale Schieflage im Alltag?

Eine Person fragt regelmäßig nach: „Wie geht’s Dir wirklich?“
Eine Person plant alle sozialen Kontakte, erkennt Spannungen, initiiert Gespräche.
Die andere Person reagiert – selten von sich aus.

Oder konkreter:
Du erinnerst Dich an seinen wichtigen Arbeitspräsentationstermin – aber wann hat er zuletzt nach Deinem Gespräch mit Deiner Schwester gefragt, von dem Du so aufgewühlt warst?

Wichtig ist: Beide Seiten erleben sich oft nicht als „ungleich engagiert“ – viele übernehmen ihre Rolle ganz selbstverständlich, ohne böse Absicht. Aber das Gefühl, für die emotionale Verbindung verantwortlich zu sein, kann auf Dauer ermüden – egal, welches Geschlecht man hat.

Was hilft, wenn Du das Gefühl hast, zu viel davon zu tragen?

  1. Gemeinsam hinschauen – nicht gegeneinander, sondern miteinander
    Es geht nicht um Schuld. Es geht darum, ehrlich zu schauen:
    Wer hält wie viel Nähe, Reflexion und Beziehungsentwicklung am Laufen?
    Und warum?
    Gute Gespräche beginnen oft nicht mit „Du machst nie“, sondern mit „Ich merke, dass ich oft und wünsche mir, dass wir das gemeinsam anders gestalten.“

  2. Emotionale Arbeit sichtbar machen
    Ihr könnt euch gegenseitig erzählen:
    – Was tue ich im Stillen für unsere Beziehung?
    – Was wünsche ich mir öfter von Dir?
    – Was bedeutet emotionale Nähe für mich?

  3. Verantwortung teilen lernen
    Emotionale Arbeit ist keine Gabe – sie ist lernbar. Auch Menschen, die damit wenig Erfahrung haben, können empathisches Fragen, aktives Zuhören oder emotionale Selbstreflexion üben. Es braucht Zeit, Geduld und manchmal auch externe Unterstützung – z.B. durch Paartherapie.
glückliches Paar nach einer Paartherapie

Und was sagt die Praxis?

In meiner psychologischen Praxis in Bad Nauheim erlebe ich viele Paare, die sich lieben – aber erschöpft sind. Nicht, weil sie falsch handeln, sondern weil sie nie gelernt haben, wie Beziehung auch als Team funktionieren kann. Manchmal braucht es einen geschützten Raum, um diese Muster zu erkennen, aufzulösen und neue Wege zu gehen.

Fazit: Beziehung ist kein Solo – sondern ein Duett

Emotionale Arbeit ist kein Zeichen von Schwäche – sie ist Bindungskompetenz. Aber sie sollte nicht zur Einbahnstraße werden. Wenn ihr merkt, dass einer von euch ständig das „emotionale WLAN“ am Laufen hält, während der andere nur streamt“ – dann ist es vielleicht Zeit, den Router gemeinsam neu zu starten.

Und wenn ihr dabei Unterstützung braucht – ich bin da. Ohne Urteil, mit klarem Blick und offener Haltung.

Du hast noch Fragen oder Anregungen, hier sind meine Kontaktdaten.

Gerne stehen mein Team und ich beratend zur Seite.

Herzlich,

Yvonne C. Beuckens

Klärungsbegleiterin, Paartherapeutin, Liebeskummerexpertin, Mediatorin für Trennungen.

Mehr über mein Angebot erfahren…

Yvonne C. Beuckens | Kurzzeittherapie, Coaching, Paar- und Sexualtherapie in Bad Nauheim

Elisabethenstraße 7, 61231 Bad Nauheim,
Telefonnummer: 06032 949 33 55 | E-Mail: info@yvonne-beuckens.de

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