Lustlosigkeit in der Beziehung

6 Fragen du Du Deiner Partnerin / Deinem Partner stellen kannst, um die Lust auf Sex in der Beziehung zu fördern:

Hast Du heute Lust auf Sex mit mir?

Vielleicht ein unerwarteter Satz. Und doch so wichtig. Es ist nicht so einfach zueinander zu finden. Am Anfang einer Beziehung denken vielleicht beide, Sex würde jetzt einfach jedes Mal wenn man sich sieht dazu gehören. Gleichzeitig ist auch der Wunsch da, „es“ gut und richtig zu machen. Da kann es schon mal passieren, dass er eigentlich einen anstrengenden Tag hatte und nur kuscheln mag oder dass sie etwas anbietet, von dem sie denkt, das gehöre dazu auch wenn sie (noch)keine Lust dazu hat. So „performt“ ihr eventuell in den besten Absichten aneinander vorbei. Und die Nähe, die ihr euch eigentlich wünscht kommt nicht auf. Deshalb: Fragt euch! Und manchmal hat man vielleicht eher Lust auf tatsächlich Netflix schauen oder sich im Arm halten.

Im Verlauf Deiner Beziehung bleibt der Satz wichtig. Oft kommen Paare in die Beratung, die einfach keinen gemeinsamen Weg gefunden haben, Sex anzufangen. Da meint sie, wenn sie ihn doch „so“ geküsst hat, dann müsste er Bescheid wissen. Und er meint, wenn er nackt aus der Dusche käme sei das ein Signal…aber beide wissen nichts davon was der andere meint oder finden das Signal einfach nicht sexy. Deshalb: Fragt euch!

Und: Wenn Du gerade keine Lust hast ist das ok. Du darfst Deinem Partner/Deiner Partnerin dann gerne ein alternatives Angebot machen.

Wann bekommst Du Lust?

Wusstest Du, dass es unterschiedliche Arten von Lust gibt?

Es gibt spontane, responsive und kontextuelle Lust. Die meisten Menschen haben eine bestimmte Form, die bei ihnen vorherrscht. Und es kann durchaus hilfreich sein, wenn Du Deine Art, Lust zu bekommen und die Deines Partners kennst.

Spontan: Ist ein plötzlich auftretendes Gefühl von: „Ich hätte jetzt Lust auf Sex“. Es gibt dafür keinen konkreten Auslöser, Du bemerkst es einfach…spontan eben. Laut Studien funktioniert das bei 75% der Männer und bei mindestens 15% der Frauen

Responsiv: Bedeutet, dass Lust aufkommt, wenn ihr beieinanderliegt, euch nahe seid und einander streichelt. Das klappt bei 30% der Frauen und 5% der Männer

Kontextgebunden: Die Erregung entsteht, wenn alles stimmt. Die Stimmung, das Licht, das ganze Drumrum eben. Das gilt für 50% der Frauen und auch für jeden vierten Mann.

Na, hast Du Dich und Deine PartnerIn wiedergefunden? Es gibt übrigens auch Mischtypen…

Magst Du das?

Es ist manchmal schwierig am Atem Deines Partners/ Deiner Partnerin festzustellen, ob er oder sie mag, was Du gerade tust. Außerdem ist es abhängig von der Tagesform und auch vom aktuellen Erregungsgrad, welche Art der Stimulation gerade die Richtige ist.

Nicht jede/jeder ist beim Sex sehr mitteilsam. Vielleicht ist Dein Gegenüber auch unsicher, ob es Rückmeldung geben darf- schließlich möchte man beim Sex häufig den Partner/ die Partnerin nicht mit Kritik verunsichern.

Deshalb frag! Das entspannt euch beide und fördert ein lustvolles und offenes Miteinander.

Können wir einfach kuscheln?

In längeren Beziehungen verändert sich die Sexualität. Der anfängliche Rausch der Hormone ist verklungen und andere, leisere Hormone übernehmen. Ihr seid nicht mehr Dauer-High voneinander und die Lust überstrahlt nicht mehr alles.

Der Alltag mit seinen beruflichen und privaten Herausforderungen und kleineren gesundheitlichen Themen tritt ein. Wenn ihr Stress im Job habt, die Kinder den ganzen Tag um euch rumtoben und ihr nicht wisst, wann ihr das letzte Mal ausgeschlafen habt: Es ist ok, keine Lust auf „das volle Programm“ zu haben.

Auch wenn Du eine Erektion beim Kuscheln bekommst müsst ihr nicht miteinander schlafen. Auch wenn Du bei einer Massage vom Rücken und Hinterteil eher einschläfst als hochfährst ist das ein Moment geteilter Nähe. Auch wenn Du deinen Partner/deine Partnerin in die Arme nimmst und das Gefühl von warmer Haut auf warmer Haut genießt ist das vielleicht sinnlich, warm und angenehm.

Lasst euch aufeinander ein, in dem Rahmen, der für euch beide gerade geht. Und wenn dann eine/r von euch beiden sich einen Orgasmus wünscht kann er oder sie ihn sich selbst schenken.

Ich würde gerne diese Stellung/Praktik/Ort mit Dir ausprobieren, was sagst Du dazu?

Lust in der Dusche

Bleibt mutig miteinander und zeigt euch! Sexualität in längeren Beziehungen wird häufig etwas routiniert. Das kann schön und gemütlich sein. Du weiß, was funktioniert und ihr könnt auch ganz eingespielten „Alltagssex“ miteinander haben.

Aber manchmal wünschst Du Dir vielleicht etwas Anderes, möchtest Fantasien teilen oder hast von einer Praktik gelesen /sie in einem Porno gesehen und möchtest die gerne mit Deinem Partner/ Deiner Partnerin ausprobieren.

Hast Du schon mal versucht, darüber in der Beziehung zu sprechen?

Fällt Dir das auch schwer?

Du möchtest nicht abgewiesen oder verurteilt werde?

Du möchtest dem Partner /der Partnerin nicht den Eindruck vermitteln, was ihr habt sei nicht genug?

Erregung und Aufregung gehören manchmal zusammen. Es wird wahrscheinlich auch Bereiche eurer Sexualität geben, die ihr nicht miteinander teilen könnt. Aber mitteilen darfst Du sie trotzdem.

Eventuell könnt ihr das Gewünschte miteinander ausprobieren. Oder Gemeinsam darüber fantasieren. Oder ihr könnt es nicht teilen, dafür entsteht daraus was Anderes.

Wichtig ist, dass Du ein „nein“ nicht persönlich nimmst. Und umgekehrt. Wenn du um etwas gebeten wirst, was Du nicht magst, bleib respektvoll und urteile nicht.

Es ist ok, verschieden zu sein, sucht eure Schnittmenge und sucht auch, wo die Verschiedenheiten eurer Lust anregend sein können.

Darf ich übernehmen?

Jeder ist für seinen /ihre Lust und seinen/ihren Orgasmus selbst verantwortlich! Ihr werdet miteinander am ehesten dann dauerhaft eine befriedigende Sexualität erleben, wenn Du weißt, was Du brauchst und magst.

Das lässt sich gut alleine herausfinden. Du darfst das dann aber auch mitteilen, oder auch während des gemeinsamen Liebesspiels selbst Hand anlegen. Dafür, dass Du Spaß beim Sex hast, ist nicht Dein gegenüber zuständig, sondern Du.

Die genannten Punkte können helfen miteinander ins Gespräch zu kommen. Manchmal ist es nicht einfach, Worte zu finden, sich selbst besser kennen zu lernen oder gegen erlernte Muster und Zurückhaltung anzukommen.

In solchen Fällen hilft eine Sexualberatung oder Sexualtherapie. Ihr müsst dafür nicht unbedingt beide offen sein. Es ist auch gut möglich, sich erstmal alleine auf die Suche zu begeben. Eventuell läßt sich der Partner/ die Partnerin dann ja inspirieren.

 

Wenn Sie weitere Fragen haben oder sich ein Gespräch wünschen: ich begleite Sie gerne ein Stück auf dem Weg zu einer erfüllten Sexualität. Solo und in der Beziehung.

Herzlich,

Yvonne C. Beuckens,

Realitätsromantikerin, Beziehungsexpertin, Zielfinderin, Veränderungsbegleiterin