3 Mythen über Untreue und Affären

Untreue ist ein sehr sensibles und schmerzhaftes Thema. Genau deswegen kommen häufig Paare oder Einzelne zu mir in die Beratung. Ich werde gefragt: Warum gehen Ehepartner fremd? Was sind die Gründe für Untreue? Diese Fragen lassen sich zwar nicht pauschal beantworten. Aber in diesem Artikel kläre ich 3 Mythen zum Thema Untreue auf, um Dir so einige wiederkehrende Muster aufzuzeigen.

Mythos 1: Wenn jemand fremd geht, dann stimmte etwas mit der Beziehung nicht

Dieser Satz fällt Dir vielleicht als erstes ein, wenn es darum geht zu erklären, warum jemand in einer Beziehung fremd geht. 

Und auf den ersten Blick scheint das auch sehr logisch zu sein. Der Anspruch an eine moderne Partnerschaft ist hoch:  Sie soll ein Ort für Liebe, Intimität und Freundschaft sein. Wenn diese Bedürfnisse nicht befriedigt werden, so die Erklärung, holt sich ein Partner diese Dinge von anderen Menschen.

Und ja, es stimmt: Ein Grund für eine Affäre kann durchaus sein, dass etwas in der Beziehung nicht stimmt. Insbesondere in langen Beziehungen kann sich die Kommunikation untereinander verändern, sexuelle Erlebnisse kommen im Alltag häufig zu kurz. 

Nur ist die Tatsache, dass eine Person in einer Beziehung untreu ist, nicht Grund genug, um daraus zu schlussfolgern, dass die Beziehung nicht funktioniert hat. 

Die Realität ist sehr viel komplexer. Es müssen noch weitere Faktoren berücksichtigt werden. 

Da sind zum Einen ganz praktische Überlegungen im Spiel. Ist es sehr einfach fremdzugehen ohne erwischt zu werden? Wenn ja, dann steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Affäre. Ganz nach dem Motto: “Gelegenheit macht Diebe”.

Zum Anderen sagt Untreue häufig mehr über die untreue Person als über die Beziehung selbst aus. So ist eine Affäre etwas Frisches, etwas Neues, etwas Aufregendes. Der Kick des Verbotenen kann sehr erregend wirken. Ein sexuelles Abenteuer außerhalb der Beziehung wird dazu genutzt, um sich lebendig zu fühlen oder mit Seiten von sich in Kontakt zu kommen, die sonst zu kurz kommen

Das Verlangen, sich lebendig zu fühlen, kann zudem von externen Ereignissen ausgelöst werden. So spielen der Tod von Elternteilen, der Verlust von Anerkennung auf der Arbeitsstelle oder Krankheit eine Rolle beim Weg zu einer Affäre.

Ich möchte an dieser Stelle noch erwähnen, dass sich die Erwartungshaltung einer monogamen Beziehung sehr verändert hat. Eine Liebesbeziehung ist heutzutage ein Ort, der quasi alle sozialen und körperlichen Bedürfnisse befriedigen soll. Das war früher anders. Und ehrlicherweise ist diese Erwartungshaltung kaum von einer einzigen Person vollständig und permanent erfüllbar.

Mythos 2: Wenn jemand femd geht, dann war der Sex schlecht

Auch die Qualität von Sex kann eine Rolle bei Untreue spielen. Vor Allem Männer führen dieses Argument häufig als Grund für ihre Affäre an. Aber auch Frauen erzählen mir immer häufiger davon, dass das unbefriedigende Sexleben verantwortlich für die eigene Untreue war/ ist.

Bei näherer Betrachtung, arbeiten beide Geschlechter in meinen Sitzungen heraus, dass es nicht per se am Sex in der Beziehung lag. Meist liegen die Gründe noch tiefer.

Päarchen vor Baum nach Untreue

Insbesondere bei längeren Partnerschaften schleicht sich der Alltag in jeden Aspekt der Beziehung ein. Man gewöhnt sich aneinander. Seine Lebenspartnerin/ Ihr Lebenspartner werden als Gegeben und als etwas Normales gesehen. Dadurch schenkt man seinem Gegenüber immer seltener besondere Momente der Aufmerksamkeit.

Doch jeder möchte gewertschätzt werden. Jeder sucht in seiner Partnerschaft oder Ehe Intimität, Zugewandtheit oder schlicht Freundlichkeit. Wenn diese Aspekte in einer Beziehung eine zunehmend kleinere Rolle spielen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person fremd geht.

Fehlende Intimität, Zugewandtheit und Freundlichkeit in der Beziehung beeinträchtigen natürlich auch das Sexleben. Doch meist wird dann mehr auf das Symptom hingewiesen (schlechter Sex), statt auf die Ursache (fehlende Freundlichkeit).

Mythos 3: Die Person die fremd geht, ist alleine dafür verantwortlich und muss die Beziehung retten

Der letzte Mythos bezieht sich auf die Zeit nach der Affäre. Wer untreu war, soll demnach alleine die gesamte Verantwortung tragen, um die Beziehung zu retten. Immerhin hat sie diese Krise ausgelöst, richtig? 

Ganz so leicht ist es natürlich nicht. Häufig gibt es viele Gründe für Untreue in der Ehe oder einer langjährigen Beziehung.

Zunächst einmal steht die Frage im Raum, ob die Beziehung weitergeführt werden kann. Ist die Betrogene Person überhaupt Willens und in der Lage, zu verzeihen? Die Frage, ob eine Affäre verzeihbar ist, ist in höchstem Maße individuell. 

Manche sehen Untreue als absoluten “Deal Breaker” für einer Beziehung. Andere wiederum können eine Affäre verzeihen, nehmen aber beispielsweise fehlende Unterstützung in einer eigenen schwierigen Situation (z.B. Jobverlust oder Tod eines Elternteils) als Grund für ein Beziehungsende.

Für beide Personentypen ist eine Affäre des Partners in jedem Fall äußerst schmerzhaft. Vergebung ist zudem ein stufenweiser Prozess und benötigt Zeit.

Auch die untreue Person kann durch die außereheliche sexuelle und emotionale Erfahrung gelernt haben, dass sie eigentlich nicht mehr in der alten Beziehung sein möchte. 

Sollten allerdings beide zu dem Schluss kommen, dass sie es weiter versuchen möchten, sind beide Parteien für das Gelingen verantwortlich, wenn auch mit unterschiedlichen Aufgaben.

Eine Beziehung ist nämlich ein System mit 2 Teilen. Wenn ein Teil nun völlig ihren Anteil zum Funktionieren des Systems verweigert, werden alle Bemühungen der anderen Person im Sande verlaufen.

Nach einer Affaire geht es häufig getrennte Wege

Esther Perel stellt sogar die These auf, dass eine Affäre einer Partnerschaft sehr gut tun kann. Zwar ist Untreue sehr schmerzhaft und stürzt die Beziehung fast zwangsläufig in eine Krise.

Aber diese Krisensituation kann auch als zweite Chance für die Beziehung genutzt werden. Nach dem ersten Schock ist die Beziehung in einem Zustand des Ungewissen. 

Das gibt beiden Partnern die Möglichkeit, radikal offen zu kommunizieren. 

Was möchte man in einer Beziehung? Was habe ich in der Affäre gesucht? Was ist die eigene Erwartungshaltung an die Beziehung? Was sind rote Linien, die nicht überschritten werden dürfen? Wie passt diese Beziehung in meine Lebensvision? Was bin ich bereit, in diese Beziehung zu investieren?

Probleme, die vorher aus Angst verschwiegen wurden, können nun offen angesprochen werden.

Diese neue Kommunikation und den Konsequenzen daraus, können durchaus die Beziehung auf ein neues Level heben. 

Eine professionelle Begleitung bildet einen idealen und sicheren Rahmen, um diesen Prozess konstruktiv und zielführend voranzutreiben.

Zusätzliche Quellen:

Ich stehe Ihnen gerne in den unterschiedlichen Phasen beratend zur Seite.

Herzlich,

Yvonne C. Beuckens

Klärungsbegleiterin, Paartherapeutin, Liebeskummerexpertin, Mediatorin für Trennungen.

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